Herausgegeben im Auftrag des Weißenseer Arbeitskreises
Kirchliche Bruderschaft in Berlin
Weißenseer Blätter Verlag und v. i. S. d. P. Hanfried Müller
Ehrlichstraße 75 - D - 10318 Berlin

 


 

    Von der Kirche zur Welt

Vorabdruck. »Erfahrungen, Erinnerungen, Gedanken. Zur Geschichte von Kirche und Gesellschaft in Deutschland seit 1945.«

GNN Verlag, Schkeuditz 2010, 330 Seiten, 15 Euro * brosch., ISBN 978-3-89819-314-6. Die von Dieter Kraft edierte politische Autobiographie kann auch über den Verlag bezogen werden: 04435 Schkeuditz, Badeweg 1 (www.gnn-verlag.de)

 

    Nachrufe zum Tod des Herausgebers der Weißenseer Blätter  Hanfried Müller 

 

 

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Letzte Änderung am 25.03.10

 


 

Zum aktuellen Heft 3 / 2006

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Zu diesem Heft

Dies ist das letzte Heft der Weißenseer Blätter, das in Druck geht. Darin muß noch einmal der Dank an alle unsere Freunde, Autoren, Spender und Leser an erster Stelle stehen!. Daß die WBl so lange ohne jegliche Subventionen und dennoch für alle Interessenten gratis erscheinen konnten, war allein ihrer Treue und Freigiebigkeit zu verdanken! Nicht fehlen darf aber auch der Dank an all diejenigen, die mit lästigen technischen Hilfeleistungen das Erscheinen der WBl ermöglicht haben, zum Beispiel dadurch, daß sie mir den Umgang mit dem Computer, soweit ich dazu lernfähig genug war, beigebracht haben.

Wie vielen unserer Leser fällt auch uns der Abschied von den Weißenseer Blättern nicht leicht. Aber wir haben in den fünfundzwanzig Jahren, in denen sie Kirchen- und Weltgeschichte begleitet haben, oft den Prediger Salomonis zitiert: „Ein jegliches hat seine Zeit“. Nun, denken wir, läuft die Zeit der Weißenseer Blätter ab. Denn - das ist der entscheidende Grund, die WBl einzustellen -, um den revolutionären Prozeß in Europa wieder aufzunehmen, bedarf es neuer Generationen, neuer Ideen, eines neuen Stils (und vielleicht auch neuer „Weißenseer Blätter“),  damit  die epochale Aufgabe der Umwälzung vom Kapitalismus/ Imperialismus zum Sozialismus/Kommunismus in einem neuen Anlauf und in neuer Weise gelöst werden kann. Dabei allerdings heißt „neu“ keineswegs etwa opportunistischer, anpassungsfähiger, wendiger, sondern im Gegenteil radikaler, konsequenter, konzessionsloser!

Obwohl die Einstellung der WBl seit langem geplant und angekündigt war, ist es nicht gelungen, sie organisch abzuschließen. Viele zu den letzten Heften aufgebrochene Fragen bleiben unbeantwortet.

Das betrifft sowohl die Diskussion zu Rosemarie Müller-Streisands Kritik an Peter Franz, als auch die Antwort, die sie Hans Heinz Holz auf den ihr gewidmeten Aufsatz „Gott und Welt. Karl Barth und die Dialektik der christlichen Philosophie“ schuldet. Indirekt freilich hat Hanfried Müller in seinem „sehr persönlichen Rückblick“ zumindest die Richtung solcher Antwort angedeutet: Es geht uns nicht um eine „Gott und Welt“ umspannende „christliche Philosophie“, sondern um etwas ganz anderes, nämlich um die Unterscheidung zwischen Glauben aufs Wort Jesu Christi und der Anschauung der Welt samt dem für Religiöse zur Welt gehörigen Gott. So sind wir eigentlich „Christologen“, und nur insofern „Theologen“, als wir ausdrücken, inwiefern Christus für uns an die Stelle getreten ist, an der für andere „ihr Gott“ steht. Daraus ergibt sich auch der unterschiedliche Ansatz in der Kontroverse mit Peter Franz: Für uns nämlich ist Jesus Christus so wesentlich „Mein Herr und mein Gott“, daß wir ihm - der sich gewiß in seiner Kondeszendenz zu unserem Bruder gemacht hat - nur glauben können, indem wir ihn als unseren Herrn erkennen. Er ist nicht im banalen Sinne „unseresgleichen“, sondern zwar „in allem gleich wie wir“, aber „ohne Sünde“! Wir jedoch sind - nicht unter anderem auch, sondern wesentlich - Sünder!

Undiskutiert muß auch Matin Barakis Theorie und Praxis der nationaldemokratischen Revolution am Beispiel Afghanistans bleiben. Gegen diesen Aufsatz erhob ein Kenner der afghanischen Revolution heftig Protest. Ob und inwiefern dieser Einspruch berechtigt ist, können wir mangels fundierter Kenntnisse nicht selbst beurteilen. Aber es schien uns unpassend, durch einen Abdruck seiner Einwände gegen Baraki eine Diskussion zu beginnen, die in den WBl nicht mehr abgeschlossen werden könnte.

An den Anfang auch dieses Heftes stellen wir - wie so oft in den 25 Jahren, in denen die WBl erschienen - eine Predigt: Unterwerft euch nicht mehr! (zu Kol. 2, 9-5), diesmal von Dieter Frielinghaus.

Dann geben wir HANFRIED MÜLLER das Wort zu einem Rückblick und Ausblick: „Zur Spezifik der Weißenseer Blätter. Stimme ans der Kirche während der konterrevolutionären Krise. Ein sehr persönliches Nachwort“. Wir hoffen auf Verständnis unserer Leser dafür, daß es so ausführlich, vielen vielleicht allzu ausführlich, ausgefallen ist.

Wollte man die beiden folgenden Beiträge unter einem Stichwort zusammenfassen, könnte man dafür das Modewort ..Globalisierung" wählen. Es dient demagogischer Meinungsmanipulation: die meisten Übel, soll man dabei denken, ergäben sich unausweichlich aus der „Globalisierung" (und das ist nicht falsch!), und darum seien sie schicksalhaft unabänderlich, wird dann gefolgert (und das ist Unsinn!). Wie so oft beruht die Demagogie auch hier darauf, auf Grund offenkundig richtiger Beobachtungen falsche Folgerungen zu suggerieren.

Daß die Bourgeoisie ihre Eigentums- und Ausbeutungsverhältnisse und damit ihre Macht „globalisiert", kann man schon im Kommunistischen Manifest nachlesen: „Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet." ElKE KOPF hat das in seinem Beitrag zum „l. Forum der Weltpolitisch-Ökonomischen Gesellschaft zum Thema Ökonomische Globalisierung und moderne marxistische Ökonomie" an der Universität für Finanzen und Ökonomie zu Shanghai/China, vom 2.- 3. April 2006 gründlich gezeigt: Friedrich Engels und Karl Marx über den Weltmarkt. Wir veröffentlichen dies Referat mit freundlicher Genehmigung des Autors und haben es, um den aktuellen Bezug zu unterstreichen, „Globalisierung" überschrieben und ihm das obige Zitat aus dem Kommunistischen Manifest vorangestellt.

Welch falsche Schlußfolgerungen sich daraus ergeben können, wenn man die gegenwärtigen Erscheinungen dieser - nunmehr noch allgemeineren und imperialistischeren - „Globalisierung" als etwas ganz Neues versteht statt als Eskalation dessen, was im Kapitalismus als solchem angelegt ist, zeigt hans KÖLSCH in seiner Polemik gegen Leo Mayer: Vermutlich nicht' Die Legende vom transnationalen Klassenfeind. Da findet man dann auf einmal den Feind nicht mehr „im eigenen Land", und das Ergebnis ist fast das gleiche wie bei den .„Antideutschen" mit ihrem Mißverständnis: der Feind sei das eigene Land, und also sei der internationale Klassenkampf nicht mehr politisch im eigenen Land, im eigenen Staat, gegen die in der eigenen Nation herrschende Bougeoisie zu führen, sondern nur noch unmittelbar ökonomisch gegen die „transnationalen Konzerne".

Dieser Kampf kann sich in vielen Formen und um viele Themen abspielen. Auch der Kampf gegen Die Kriminalisierung der westdeutschen Friedensbewegung im Düsseldorfer Prozeß 1959/60 war ein solcher Kampf. Die Dokumente dazu hat Friedrich-Martin Balzer herausgegeben, und Heinrich Hannover hat diese Dokumentation eingeleitet: Justizunrecht im kalten Krieg. Unter dem gleichen Titel bespricht ERICH BUCHHOL sie für die WB1.

Wir schließen dieses Heft mit dem letzten Teil von ERICH BUCHHOLZ` Würdigung des Potsdamer Abkommens.

Wir hoffen, daß unsere Leser, auch wenn die WB1 sie nicht mehr dabei begleiten, den Feind nicht aus den Augen verlieren, ihm, wo immer sie ihm begegnen, entschlossen und besonnen widerstehen und, wie gewissenlos sich auch die perspektivlose Konterrevolution austobt, solidarisch mit allen revolutionären Bewegungen wo immer in der Welt, niemals resignieren.

Ausdrücklich weisen wir alle, die auch weiterhin den WB1 Interesse entgegenbringen, auf die Information „Weitere Perspektiven" und die Fragen an unsere Leser auf der letzten Umschlagsseite hin. - Das Jahresinhaltsverzeichnis zum Jahrgang 2006 findet sich auf S.65.

 



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